Veranstaltung: | LDK Emden |
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Tagesordnungspunkt: | 11. Weitere Anträge |
Antragsteller*in: | LAG Tierschutzpolitik (dort beschlossen am: 02.06.2021) |
Status: | Eingereicht |
Eingereicht: | 02.06.2021, 23:07 |
A1: One Health: Tier-, Umwelt- und Gesundheitsschutz zusammendenken
Antragstext
Der One-Health-Ansatz geht davon aus, dass die Gesundheit von Mensch, Tier und
Umwelt eng miteinander verknüpft sind. Akteure der verschiedenen Disziplinen –
Humanmedizin, Veterinärmedizin, Umweltwissenschaften – arbeiten
fächerübergreifend zusammen, um die komplexen Probleme wirkungsvoll zu lösen:
1. Zoonosen
Zoonosen sind Infektionskrankheiten, die von Bakterien, Parasiten, Pilzen,
Prionen oder Viren verursacht und wechselseitig zwischen Tieren und Menschen
übertragen werden können. Durch Vordringen in Wildtierhabitate, insbesondere
aufgrund Lebensraumzerstörung durch Entwaldung zum Zwecke des Anbaus von
Futtermitteln, illegalem oder schlecht reguliertem Wildtierhandel, ein schnelles
Bevölkerungswachstum, zunehmende Mobilität, nicht tiergerechte Haltung und
Zucht, sowie Klimaveränderung, gewinnen Zoonosen immer mehr an Bedeutung.
2. Multiresistente Keime und Medikamente
Eine mindestens so große Bedrohung für die menschliche wie tierliche Gesundheit
ist der Verlust der Wirkung von Antibiotika als Medikamente durch die stetig
steigende Resistenzentwicklung von Bakterien. Daraus entwickeln sich
lebensbedrohliche Situationen, wenn sogar einfache bakterielle Infektionen nicht
mehr beherrschbar sind. Die gesamte moderne Medizin mit Operationen,
Transplantationen und Implantationen ist ohne Antibiotika nicht möglich. Etwa
die Hälfte des Gesamtverbrauchs an Antibiotika wird bei landwirtschaftlich
genutzten Tieren eingesetzt, leider auch Reserveantibiotika. Die industrielle
Nutztierhaltung ist folglich für die Entstehung von Antibiotikaresistenzen
mitverantwortlich. Die Zucht auf einseitige Höchstleistung beeinträchtigt das
Immunsystem und bedingt zusätzlichen Bedarf an Medikamenten.
3. Schutz und Nutzen
In Niedersachsen werden 98%1) der landwirtschaftlich genutzten Tiere auf engstem
Raum gehalten. Krankheitserreger in großen Tierbeständen auf engem Raum mutieren
häufiger. Die industrielle Tierhaltung stellt somit nicht nur ein Problem für
den Tierschutz dar, sondern auch eine Bedrohungslage für die tierische und
menschliche Gesundheit. Derzeit entscheiden auf politischer Ebene jedoch die
Profiteure der Tierwirtschaft gleichzeitig auch über Tierschutzstandards. Es
besteht daher ein starker Interessenkonflikt zwischen einer möglichst
wirtschaftlichen Nutzung von Tieren und einem bestmöglichen Tierschutz. Die
Trennung von Schutz und Nutzen wäre ein erster notwendiger Schritt zur
Sicherstellung einer universellen Gesundheit von Mensch, Tier und Umwelt.
4. One-Health StArt und Challenge One Health 2021
Die Arbeitsgruppe „One-Health StArt“ 2) hat sich aus dem am Niedersächsischen
Landesgesundheitsamt (NLGA) angesiedelten Begleitgremium der MRE
(Multiresistente Erreger) Netzwerke Niedersachsen heraus gegründet. Sie verfolgt
den Ansatz, dass sich die Gesundheit von Mensch, Tier, Lebensmittel und Umwelt
gegenseitig bedingen und nicht isoliert betrachtet und Strategien aufeinander
abgestimmt werden sollten. Der „Niedersächsische Life Science Tag 2021″ 3) hat
aus wissenschaftlicher Sicht eines der bedeutendsten Themen unserer Zeit
behandelt: One-Health.
Wir wollen im Land Niedersachsen den Gesundheitsschutz von Mensch und Tier durch
folgende Maßnahmen verbessern:
- Die Überführung der Themen Verbraucherschutz, Tiergesundheit und
Tierschutz mit allen Referaten sowie des Landesamtes für Verbraucherschutz
und Lebensmittelsicherheit (LAVES) in das zukünftig für Humangesundheit
zuständige Ministerium, wie in den meisten Flächenländern bereits üblich.
- Die gemeinsame Unterstellung der Gesundheits- und Veterinärämter unter das
Landesgesundheitsamt.
- Die konsequente und finanziell wie personell deutlich verstärkte
Weiterführung der des Interministeriellen Arbeitskreises
Antibiotikaresistenz (IMAK StArt) für die interdisziplinäre Aufarbeitung
von Antibiotikaresistenzen unter Einbeziehung der Arbeitsgruppe „One-
Health StArt“ und der "Challenge One Health".
Auf Bundesebene wollen wir uns dafür einsetzen, dass
- der Einsatz aller Klassen von medizinisch wichtigen Antibiotika bei
lebensmittelliefernden Tieren weiter reduziert wird. Das schließt den
vollständigen Verzicht dieser Antibiotika zur Krankheitsvorbeugung ohne
Diagnose ein.
- der Einsatz von sog. Reserveantibiotika bei lebensmittelliefernden Tieren
vollständig verboten wird.
- Der One-Health-Ansatz auf die Organisationsstruktur des Bundes in das
Bundesgesundheitsministerium umgesetzt wird.
LAG Tierschutzpolitik – Beschlossen am 02.06.2021
Quellen:
1)https://docplayer.org/68157992-Oeko-tiere-in-niedersachsen-und-ihre-
bedeutung.html AMI 2016, ASE 2016, LWK 2016, LSN 2016, Rolker 2017, KÖN 2
Begründung
mündlich
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Cornelia Kuck: