Veranstaltung: | LDK Emden |
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Tagesordnungspunkt: | 9.3. Bundesfrauenrat |
Antragsteller*in: | Nicole van der Made (Hannover RV) |
Status: | Eingereicht |
Eingereicht: | 11.06.2021, 22:28 |
BuFr8: Nicole van der Made
Selbstvorstellung
Liebe Freund*innen,
Im Frühjahr dieses Jahrs hat der US-Senat Transgender Rachel Levine als Staatssekretärin bestätigt, die Landtagsabgeordnete Tessa Ganserer aus Bayern könnte die erste Transfrau im Bundestag werden, das lässt hoffen, das macht Mut.
FINDE DEN FEHLER
Es ist den Behörden gelungen klare Anweisungen zu formulieren, wenn eine verwaiste Tasche irgendwo herumsteht aber es gibt bis heute keine klare Orientierung was Frauen tun können, wenn sie in öffentlichen Verkehrsmitteln angegriffen oder sexuell Belästigt werden. Wo sind die Konzepte zur Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und Mädchen im öffentlichen Raum?
SIE BESCHREIBEN DIE WELT VON IHREM STANDPUNKT AUS
Der Prototyp Mensch ist der Mann, obwohl 50 % der Bevölkerung sind Frauen, die Welt auf Männer ausgerichtet, ob in Gesundheitsfragen bei Medikamentendosierungen, bei Gebrauchsgegenständen wie Handys oder bei der Sicherheit im Auto. Crashtest-Dummies sind auf den Durchschnittsmann zugeschnitten, die „weiblichen“ Dummies haben nichts mit dem weiblichen Körper zu tun es sind einfach kleine männliche Dummies und so ist die Wahrscheinlichkeit, dass eine Frau bei einem Autounfall ernsthaft verletzt wird oder sogar tödlich verunglückt fast 20% höher als wenn ein Mann den gleichen Unfall hätte.
VON „STREITIGKEITEN ZWISCHEN EHELEUTEN“ ZUR „HÄUSLICHEN GEWALT“
Damit änderte sich nicht nur der Sprachgebrauch. Das Private wurde politisch. Das war ein Schritt der Frauenbewegung, auf dem Weg zur Akzeptanz in den Institutionen und zum Gewaltschutzgesetz. Lange gab es kein öffentliches Wissen über die Art, das Ausmaß und die Folgen von Partner*schaftsgewalt, auch privat war häusliche Gewalt, ein wohl gehütetes Geheimnis. Verletzungen wurden mit Unfällen erklärt oder versteckt. Nachbar*innen und Familienmitglieder, die etwas mitbekamen, wurden zu stillen Mitwisser*innen, sie stützten das Tabu.
Diese Zeiten sind zum Glück vorbei, Gewalttaten im sozialen Nahraum, „die hinter verschlossen Türen stattfinden“ werden inzwischen als solche anerkannt und von der Gesellschaft geächtet. Es wurden täterorientierte Interventionsstrategien entwickelt. „Wer schlägt, der geht“ Wegweisung, Schutzanordnung und Strafverfolgung. Gemeinsam mit den Frauenberatungsstellen wurde ein Unterstützungs- und Beratungskonzept zur Verhaltensänderung für Männer die in ihrer Partnerschaft gewalttätig geworden sind erarbeitet. Die Täterarbeit ist Bundesweit anerkannt, arbeitet nach Bundesweiten Standards und ist fester Bestandteil der Interventionskette gegen häusliche Gewalt. Es gibt auch Präventionsprogramme für Väter „Caring Dads“ die ihren Kindern gegenüber gewalttätig geworden sind. Kinder sind bei häuslicher Gewalt immer mitbetroffen, auch wenn keine körperliche Gewalt gegen sie gerichtet wird. Jeder Mann der sein Verhalten verändern kann, trägt zum Opferschutz bei.
Damit will ich keinesfalls den Eindruck erwecken, dass es keinen Handlungsbedarf mehr gibt im Gegenteil, immer noch gibt es Mitschuldvermutung, die beginnt schon bei der Berichterstattung, über diese Fälle, Formulierungen, die auf eine Mitschuld der Frauen hindeuten, finden wir bspw. in den Schlagzeilen die vermuten lassen, dass das Opfer mit seinem Verhalten die Tat provoziert habe. Diese StereotypeBerichterstattungen untermauern die strukturelle Gewalt. Es handelt sich aber um einen Aggressor und ein Opfer – nicht um einen Streit auf Augenhöhe, es geht um Aggression. Häusliche Gewalt beginnt meist subtil. Sie reicht von Beleidigungen, Herabwürdigungen bis hin zur Unterdrückung, Geld Zuteilung, später kommt die körperliche Gewalt dazu. Und ich habe keine Lust über die Kosten zu reden, die eine Flächendeckende Versorgung mit Frauen*beratungsstellen, mit Frauen*häusern und Täter*innen-Arbeitseinrichtungen kostet ohne über die Kosten der Verweigerung solcher Maßnahmen zu sprechen.
„FEMIZIDE GEHEN UNS ALLE AN“ DER BEGRIFF FEMIZIDE IMPLEMENTIERT SCHON, DASS ES SICH UM STRUKTURELLE GEWALT HANDELT
Sie verlässt ihn, er tötet sie. Frage wie lange wollen wir das noch aushalten? Frauen, die ihren Partner verlassen, leben gefährlich. An jedem dritten Tag wird eine Frau von ihrem (Ex-)Partner getötet. Überlieferungen patriarchaler Strukturen, lassen diese Männer in dem Glauben, dass ihnen eine Frau gehöre. Die Machtkomponente bei Gewalt im Geschlechterverhältnis wird von einigen Richter*innen nicht gesehen und auch nicht die patriarchalischen Muster, die Jungen und Männer im Laufe ihrer Sozialisation erlernt haben. Alle Formen von Gewalt gegen Frauen sind eingebettet in patriarchalische Kontroll- und Dominanzmuster! Das ist immer noch ein blinder Fleck in der Gesetzgebung - Versuchter Mord ist versuchter Mord und keine Körperverletzung.
Ich habe fast täglich beruflich mit diesem Thema zu tun. Ich bin Projektleitung zur Begleitung und Umsetzung der Istanbul-Konvention in Niedersachsen, im Themenfeld Prävention bei häuslicher Gewalt, und Gewalt im Geschlechterkontext.
WENN UNS DIESE KRISE EINS GEZEIGT HAT - SCHNELLE LÖSUNGEN SIND MÖGLICH, WENN SIE DENN GEWOLLT SIND
Care-Krise ist sichtbar geworden, die Pflegekräfte wurden erst beklatscht und dann vergessen, nur Pflegepersonal aus Kliniken, die eine bestimmte Mindestanzahl an Covid-19-Fällen versorgt haben, haben einen Bonus erhalten. Und andere systemrelevante Berufsgruppen, wie Kassierer*innen, Paketbot*innen und Busfahrer*innen wurden erst gar nicht bedacht.
Wir haben gelernt wer wirklich „systemrelevant“ ist, wenn es hart auf hart kommt. Aber warum sind gerade diese Menschen oft chronisch unterbezahlt? Welche Werte sind uns als Gesellschaft wirklich wichtig?
Ich schließe mit einem Zitat (ausnahmsweise von einem Mann) „Menschen mit einer neuen Idee gelten so lange als Spinner, bis sich die Sache durchgesetzt hat.“ (Mark Twain)
Danke, dass ihr bis hierher gelesen habt. Ihr habt Fragen - dann schreibt mir oder ruft mich an.
Ich freue mich über eure Unterstützung, bei der Wahl für den Bundesfrauenrat.
- Geburtsdatum:
- 17.10.1962
- Kreisverband:
- Region Hannover
- Themen:
- Chancengleichheit, Gleichstellung, Kinder und Jugendliche
- E-Mail:
- nicole.vandermade@regionsversammlung.de